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Kooperationsveranstaltung mit der Konrad-Adenauer-Stiftung:Guter Wohnraum für alle - Utopie oder möglich?

Es betrifft uns alle – egal in welcher Lebenssituation. Uns treibt die Frage: „Wo und wie kann ich bezahlbar leben?“ immer häufiger um.  Diesem brisanten Thema widmeten sich das Katholisch-Soziale Institut und die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 21. und 22. Juni aus der Sicht der sozialen Marktwirtschaft. Begrüßt wurden die Teilnehmenden bei einer Tasse Kaffee und Gebäck von KSI-Referent André Schröder und Dr. Georg Schneider, Referent Wirtschaftspolitik im Büro Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung. 
Podium 'Guter Wohnraum für alle'
Datum:
5. Juli 2024
Von:
Andreas Kaul

von Julia Schneider

Begonnen wurde mit dem Thema des bezahlbaren Wohnraums zwischen Angebot und Nachfrage. Dr. Christian Oberst, der aus der Perspektive der Wohnungspolitik und Immobilienökonomik zu dem Thema sprach, stellte vielseitig die Probleme auf dem Immobilienmarkt dar. Er ging zu Beginn seines Vortrags auf das Wohnangebot, die Marktentwicklung und anschließend auf die Optionen des bezahlbaren Wohnungsbaus ein. Darüber hinaus stellte Oberst volkswirtschaftliche Instrumente vor, die einen sozial verträglichen Wohnungsmarkt ermöglichen würden. Eine Mietpreisregulierung, wie wir sie in vielen Städten bereits erleben, sah Oberst aus ökonomischer Sicht kritisch.

Der zweite Workshop stand unter dem Thema „Neue Wohn- und Bauformen“, zu denen Stefan Müller-Schleipen von der Initiative „Die Stadtretter“ informierte. In seinem Vortrag stelle er die Initiative vor und sprach über Chancen, aber auch über bürokratische Hürden in der Arbeit. Den aktuell häufig als Lösung propagierten Weg einer mixed-used Nutzung von Gebäuden, betrachtet Müller-Schleipen als nicht zielführend. Er plädierte vor allem für einen „Flexuse“, also die situativ angepasste Nutzung und Umnutzung bereits vorhandener, leerstehender Gebäude und Komplexe. Mit erfolgreichen Beispielen aus seiner Arbeit zeigte er auf, dass die Arbeit Früchte trägt, aber das größte Hindernis die komplexe und zeitintensive Bürokratie ist. 

Nach dem Abendessen wurde der Tag mit einer Podiumsdiskussion zum „Reizthema Wohnungsbau – was muss jetzt getan werden?“ abgerundet. Es diskutierten Hans Jörg Depel, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW, Markus Gelderbloom, Hauptgeschäftsführer von Haus & Grund Nordrhein und Westfalen, Stefan Müller-Schleipen, Geschäftsführer der Initiative „Die Stadtretter, Wissenstransfer – Tools – Projekte“ und Jochen Ritter MdL, Sprecher im Ausschuss Bauen, Wohnen und Digitalisierung im nordrhein-westfälischen Landtag. Während des Gesprächs konnten die Teilnehmenden ihre Fragen und Anliegen gemeinsam mit dem Podium diskutieren. Ebenso beteiligten sich an der Diskussion die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker und die Büroleiterin des Bonner KAS-Büros, Dr. Ulrike Hospes.

Der Samstagmorgen begann mit dem Thema der Wohnungslosigkeit und Wohnraumförderung. Dominik Schmitz, Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe beim SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis, informierte gemeinsam mit Katharina Quabeck, Sozialarbeiterin im Netzwerk FrauenWohnen, (ebenfalls SKM). Quabeck und Schmitz sprachen über die aktuelle Lage von Obdachlosen in Deutschland allgemein und im Rhein-Sieg-Kreis im Speziellen und die täglichen Herausforderungen ihrer Arbeit. 

An den Beitrag des SKM schloss sich nahtlos der Workshop von Stefan Merten, Leiter Privatkunden bei der Steyler Ethik Bank, an. Merten stellte aktuelle Entwicklungen auf dem Kapital- und Wohnungsmarkt vor und zeigte, dass angesichts der inflationsbedingten Zinsentwicklungen die Inanspruchnahme von Fördermöglichkeiten aus dem sozialen Wohnungsbau für Anleger/innen wieder attraktiver werden. Hierzu beschrieb Merten, welche unterschiedlichen Fördermodelle die in NRW zuständige NRW-Bank, für diesen Sektor anbietet. 

Den Abschluss bildeten zwei Best Practice-Beispiele aus der Region. Begonnen wurde von Dr. Christian Weingarten, dem Umweltbeauftragten des Erzbistums Köln und Mitbegründer des Christlich-Ökologischen Wohnprojekts in Bergisch Gladbach-Herkenrath. Das Projekt befindet sich aktuell in der Beantragung und stützt sich auf die drei Säulen (1) nachhaltig Leben, (2) christliches Handeln und (3) das gemeinschaftliche Wohnen mit eigenen, privaten Rückzugsorten. Herr Weingarten wies darauf hin, dass bei der Umsetzung solch ambitionierter Projekte Durchhaltevermögen und die Balance zwischen Optimismus und Realismus wichtige Faktoren sind.

Bert Justus Moll, Ministerialrat und Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Stadtverordneter der Bundesstadt Bonn, stellte im letzten Beitrag der Veranstaltung Erwartungen und Erfahrungen rund um das Bonner Baulandmodell vor und erläuterte darüber hinaus das Konzept des sektoralen Bebauungsplans für die Wohnraumversorgung. Das Bonner Baulandmodell zeichnet sich, so Moll, durch Transparenz bei den grundstücksbezogenen Anforderungen, Angemessenheit, gleiche Spielregeln für potenzielle Investor/innen und frühzeitige Information aus. Der sektorale Bebauungsplan schaffe Möglichkeiten für Nachverdichtung, die in den üblichen Verfahren nicht vorgesehen sind und erlaubt horizontale und vertikale räumliche Differenzierung bei der Bebauung. Moll sieht in dieser Form des Bebauungsplans einige Chancen, aktuell fände er aber in der Stadt Bonn noch keine Anwendung, weil es den Bedarf bisher noch nicht gegeben habe.