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Tech for God - Tech for Good?:Angeklemmt oder abgehängt? Wie steht es um die Digitalisierung der Kirchen heute?

Das Thema Kirche und Digitalisierung ist eines, das das KSI schon länger beschäftigt. Dieses Mal wurde jedoch nicht auf dem Michaelsberg, sondern in Köln diskutiert. Die Macromedia-Hochschule lud Expertinnen und Experten aus der evangelischen und der katholischen Kirche in seine Räumlichkeiten zur Veranstaltung „Tech for Good – Tech for God?“ ein. Grund war die Veröffentlichung der Studie „Digitalisierung im Raum der Kirchen“ (DiRK), die vom hiesigen Professor Holger Sievert durchgeführt und vom Versicherer im Raum der Kirchen (vrk) in Auftrag gegeben wurde. Das KSI beteiligte sich im ökumenischen Tandem mit der Evangelischen Akademie im Rheinland an der Realisierung des Abends.
Bilder der Veranstaltung 'Tech for Good - Tech for God' am 12.6.2024 in der Hochschule macromedia in Köln
Datum:
24. Juni 2024
Von:
Andreas Kaul
Bilder der Veranstaltung 'Tech for Good - Tech for God' am 12.6.2024 in der Hochschule macromedia in Köln

von Julia Schneider

Nach einer kurzen Einführung durch Dr. Bettina Förster, Digitalreferentin der Evangelischen Akademie, stellt Holger Sievert seine Studie den Anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor. Die Untersuchungen befassten sich mit kirchlichen Mitarbeitern und Kirchenmitgliedern, die im Bereich der Digitalisierung dem gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt interessanterweise um rund zwei Jahre voraus sind. Sie wird im Job immer wichtiger, was sich in der Kirche als Arbeitgeber nur teilweise widerspiegelt. Unser Alltag ist digital. Religiöse Inhalte werden zunehmend im digitalen Raum verhandelt. Auch die verfassten Kirchen müssen sich dieser Realität stellen.

Insgesamt wurden bei der Studie mehr als 5.400 im Kirchen- und Verbandskontext Tätige befragt. Die Untersuchungen zeigen einen klaren Trend weg von analogen Medien, hin zu digitalen Kommunikationsmitteln aller Art. An verschiedenen Beispielen zeigte Prof. Sievert eine stärkere Orientierung an den individuellen Bedürfnissen der Nutzer/innen. Sieverts Beobachtung ist, dass sich ein Wandel von der „Holstruktur“, hin zu einer „Bringstruktur“ vollzieht. Die Kirchen müssen die Menschen in den Fokus stellen, mit ihren eigenen Belangen und Anliegen. Ähnlich wie beim Einkaufen werden die Dinge nicht mehr im Geschäft geholt und gekauft, sondern online bestellt und direkt nach Hause gebracht. Auch die Kirchen müssen sich demnach aus ihren Gebäuden bewegen und sich aktiv hin zu den Menschen begeben. Auf dem anschließenden Podium diskutierten: Birgit Arndt, ehem. General Managerin Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Frauke Komander, Social Media Producerin, Presse und Kommunikation, Evangelischer Kirchenverband Köln und Region, Karolin Hüner, Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligenagentur, Rainer Nolte, Leiter Digitalredaktion Katholische Nachrichtenagentur (KNA) und André Schröder, Referent für Ethik und Gesellschaft und Digitalisierungsbeauftragter des KSI. Die Teilnehmenden beantworteten Fragen rund um das Thema Digitalisierung in ihrer Institution. Vor- und Nachteile digitaler Tools wurden ebenso diskutiert wie bisher ungenutzte Potentiale und das, was bereits an Digitalisierung vorhanden ist und erfolgreich verwendet wird. Besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) gäbe es eine große Diskrepanz zwischen dem Einsatz in kirchlichen Einrichtungen und Wirtschaftsbetrieben Der zurückhaltende Einsatz neuer Technologien sei dabei aus ethischer Sicht nicht zwingend ein Manko. Dennoch darf das Potential Künstlicher Intelligenz auch nicht völlig außer Acht gelassen werden. Hier gelte es, einen geeigneten Mittelweg zu finden. Im Hinblick auf die Digitalisierung wünschten sich die Panelisten mehr Experimentierfreude und mehr Fehlertoleranz. Digitalität sei eine Beta-Kultur. Hier gehe es um ausprobieren, Fehler machen, weiterentwickeln, verbessern. Das falle vielen noch schwer.